Das Clara-Fey-Gymnasium hat das Konzept der Bi-Edukation entwickelt

 

Getrennt – zusammen“ – so bezeichnet Schulleiterin Birgit Heinen das von ihr entwickelte Konzept der Bi-Edukation am erzbischöflichen Clara-Fey-Gymnasium in Bonn-Bad Godesberg. Mit dem Schuljahr 2008/2009 wurde an der bis dahin reinen Mädchenschule die erste Jungenklasse eingerichtet und damit auch das Konzept der Bi-Edukation eingeführt: Mädchen und Jungen werden in der gesamten Sekundarstufe I, das heißt in den Jahrgangsstufen 5 bis 9, getrennt voneinander unterrichtet. Erst in der Oberstufe findet der Unterricht in gemeinsamen Kursen statt.


Als Schülerin besuchte Birgit Heinen eine katholische Mädchenschule in Münster, als Lehrerin unterrichtete sie sowohl an monoedukativen als auch an koedukativen Schulen und beobachtete dabei die unterschiedliche Entwicklung und das Lernverhalten von Mädchen und Jungen. Vor diesem Hintergrund entwickelte sie die Idee der Bi-Edukation, um Mädchen und Jungen gleichermaßen zu fördern. Der damalige Generalvikar Dr. Dominikus Schwaderlapp genehmigte die Einführung des Konzepts, auf das sich das Lehrerkollegium mit Fortbildungen intensiv vorbereitete. „Wir möchten die Talente, die Gott uns geschenkt hat, möglichst gut entfalten“, sagt Heinen. „Da muss man als Pädagoge genau hinschauen.“


Mädchen beispielsweise könnten schon sehr früh gut zusammenarbeiten, während Gruppenarbeit bei Jungen in diesem Alter nicht zielführend sei. „Wenn Sie Jungs in solche Muster hineinzwängen, werden die aggressiv.“ Durch den getrennten Unterricht könnten die Lehrerinnen und Lehrer die Entwicklungsphasen von Mädchen und Jungen besser berücksichtigen und auf die unterschiedlichen Lernbedürfnisse und Interessen eingehen, erklärt Heinen. Und innerhalb einer Klasse müssten Aufgaben und Pflichten von beiden Geschlechtern übernommen werden. „In der Pubertät, einer Phase, in der Kinder sich besonders stark entwickeln, bekommen Mädchen und Jungen Zutrauen zu ihren Fähigkeiten“, sagt Heinen.


Das Lehrerkollegium – das zu gleichen Teilen aus Männern und Frauen besteht – unterrichtet sowohl in Mädchen- als auch in Jungenklassen. Die Klassenleiterteams bestehen jedoch aus mindestens einem Mann. „Jungen brauchen Identifikationsfiguren und Vorbilder“, sagt Heinen. Ihre Pausen verbringen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam, und auch Aktivitäten außerhalb des Unterrichts richten sich an beide Geschlechter: Gemeinsam nehmen Jungen und Mädchen an Gottesdiensten und Arbeitsgemeinschaften teil – auch an der Tanz-AG, bei der einige wenige Jungen mitmachen, während an der Kunst-AG überwiegend Jungen teilnehmen.


Mittlerweile findet das Modell Nachahmer in anderen Bistümern. In diesem Jahr machte die erste Jungenklasse ihr Abitur. „Sie haben die Klassengemeinschaft als Jungen sehr geschätzt und sind darin gewachsen“, so Heinen. Auch eine wissenschaftliche Untersuchung habe ergeben, dass sich die Mädchen und Jungen in den getrennten Gruppen sehr wohl fühlten. Und auch ihr Selbstbewusstsein sei im Vergleich zu Mädchen und Jungen an gemischten Schulen größer. Die Chance, Freunde und Unterstützer zu finden, sei in monoedukativen Gruppen besser, so Heinen. „Durch Bi-Edukation verbreitert man die Möglichkeiten – sowohl der Jungen als auch der Mädchen.“

 

Artikel aus der Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln.