Podiumsdiskussion der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED) e.V.

 
v.l.n.r.: Schulleiter Pfr. Mark Meinhard, Marie-Theres Kastner, Lena Przibylla (KTK), P. Dr. Klaus Mertes.

v.l.n.r.: Schulleiter Pfr. Mark Meinhard, Marie-Theres Kastner, Lena Przibylla (KTK), P. Dr. Klaus Mertes.

Auf dem diesjährigen Katholikentag in Stuttgart fand am 26. Mai 2022 von 16.30 Uhr bis 18.00 Uhr eine Podiumsdiskussion der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED) e.V. im Haus der Evangelischen Jugendhilfe statt.

 

Zum Thema „Schulen und KITAs in kirchlicher Trägerschaft – Pastoraler Auftrag in einer pluralen Gesellschaft“ diskutierten auf dem Podium und mit dem Publikum Pater Klaus Mertes SJ, Geistlicher Beirat der KED, Pfarrer Mark Meinhard, Leitender Direktor der evangelischen, kooperativen Wilhelm-Löhe-Gesamtschule in Nürnberg und Lena Przibylla, Referentin für Theologie und Religionspädagogik beim Verband Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder (KTK) – Bundesverband e.V. in Freiburg.

 

Moderiert wurde das Gespräch von der Bundesvorsitzenden der KED, Marie-Theres Kastner, die zur Eröffnung deutlich machte, „dass Schulen und Kitas in kirchlicher Trägerschaft einen Auftrag haben“ und die KED „diesen Auftrag mit dieser Veranstaltung bestätigen, verstärken und weiterentwickeln“ möchte.

 

Pater Mertes, langjähriger Schulleiter erst am Canisius-Kolleg in Berlin und dann am internationalen Jesuitenkolleg in St. Blasien, führte aus, dass Eltern mit sehr unterschiedlichen Erwartungen ihre Kinder an Schulen in kirchlicher Trägerschaft anmelden.

Er sprach von einer „pluralen Nachfragesituation“, weil nicht nur Eltern aus einem katholischen oder christlichen Milieu, sondern auch nicht getaufte Eltern ihre Kinder an Schulen in kirchlicher Trägerschaft anmelden.

 

„Eltern haben oft die Erwartung“, so Pater Mertes, „dass bestimmte Probleme bei uns nicht vorkommen, die an anderen Schulen vorkommen; zum Beispiel Gewaltthemen oder eine erkennbare Differenz zwischen guten und nicht so guten Lehrerinnen und Lehrern. Es ist aber ganz klar: alle Probleme, die es an allen Schulen gibt, gibt es auch an unseren Schulen. Es kann nicht unser Ziel sein, Problemsituationen zu vermeiden.“

 

Pfarrer Meinhard konnte auf die Frage von Frau Kastner bestätigen, dass es vermehrt Menschen gibt, die trotz Austritts aus der Kirche ihre Kinder an Schulen in konfessioneller Trägerschaft anmelden. Er sagte deutlich, dass „viele Menschen zu uns kommen, die etwas suchen, das sie nicht genau definieren können. Sie sprechen von Werten“. Seine evangelische Gesamtschule in Bayern hat erst vor knapp neun Jahren die Taufe als Voraussetzung zur Aufnahme an deren Schule abgeschafft.

 

Er machte deutlich, dass „Eltern intuitiv merken, dass Schulen in kirchlicher Trägerschaft Schulen sein wollen, die einen ganz besonderen Blick auf die Kinder haben“.

 

Frau Kastner sprach davon, dass vielfach Kita Plätze sehr rar sind und folglich manche Eltern dann „das nehmen, was sie kriegen können“. Sie kennt Diskussionen in Diözesanräten, die sagen: „Wir brauchen nicht mehr so viele konfessionelle Kitas, wir haben ja nur den Auftrag für katholische Kinder.“

 

Lena Przibylla, die sich sehr freute, dass bei dieser Podiumsdiskussion nicht nur die konfessionellen Schulen, sondern auch die konfessionellen Kitas in den Blick genommen wurden, sind diese Diskussionen bekannt.

 

Ihr Bundesverband der Katholischen Tageseinrichtungen für Kinder vertritt 8.000 katholische Kitas von insgesamt gut 9.000. Etwa jede sechste/siebte Kita in Deutschland ist noch katholisch. Frau Przibylla äußerte sich überzeugt davon, „dass Eltern zu einer katholischen Kita kommen, weil die Einrichtung einen guten Ruf hat, auch weil sie einen freien Platz hat. (Es gibt viel zu wenig freie Plätze.) Eltern kommen nicht zu uns, obwohl unsere Einrichtungen katholisch sind. Eltern entscheiden sich gerne für eine katholische Einrichtung; und dieses tun sie unabhängig von der Konfession, der Religion oder auch Nichtreligiosität der einzelnen Familie.“ Sie machte deutlich, dass „das richtig so ist und auch nicht anders sein darf. Denn katholische Kindertageseinrichtungen sind keine Einrichtungen für Kinder aus katholischen Familien, sondern Einrichtungen für alle Kinder und alle Familien.“ „Wenn wir einen besonderen Blick auf bestimmte Familien haben“, so Frau Przibylla, „sollten wir den auf die Familien haben, die am meisten am Rand stehen und einen besonderen Bedarf für einen Platz haben“. Katholische Kitas sind nicht für Familien da, die „besonders katholisch sind“. Sie erfüllen einen gesellschaftlichen Auftrag, sind Partner der Kommunen und erst auf der zweiten Ebene Teil der Kirche.

 

Frau Przibylla sagte klar, dass konfessionelle Kitas einen pastoralen und diakonischen Auftrag vor Ort zu erfüllen haben, indem „wir die Liebe Gottes in unserem Tun, in unserem Handeln auf die Bedürfnisse der Familien und Kinder abgestimmt umsetzen“.

 

Nach diesen Eingangsstatements der Podiumsteilnehmer eröffnete die Moderatorin eine Frage- und Diskussionsrunde mit dem Publikum.
Es folgte eine angeregte Diskussion. Aus dem Publikum gab es nicht nur Zustimmung zu den Positionen der Podiumsteilnehmer.

 

Über die Punkte, ob Religion mit einem Zweck verbunden ist und ein Gottesdienst zweckfrei sein sollte, wurde ausführlich und kontrovers diskutiert.
Evangelisieren bzw. missionieren wir in Einrichtungen kirchlicher Trägerschaft?
Gibt es eine „Verzweckung“ oder eine Zweckfreiheit der Religion?

 

Frau Kastner verwies auf die Gründung einer Schulstiftung für katholische Schulen am selben Tag hin und stellte die Frage: „Wo sind unsere Prioritäten in den schwieriger werdenden Zeiten? Wo müssen wir laut werden, damit das Menschenbild weitergelebt werden kann, damit der Respekt vor anderen Religionen weitergelebt werden kann? Wo müssen wir die Akzente setzen, damit wir auch als Kirche glaubwürdig werden in einer Zeit, die noch viele andere Probleme hat.“

 

Deutlich wurde auf jeden Fall, dass es zum pastoralen Auftrag kirchlicher Schulen und KITAs in kirchlicher Trägerschaft in einer pluralen Gesellschaft einen großen Gesprächsbedarf gab und gibt und die KED einige wichtige Punkte für ihre Verbandsarbeit mitnehmen konnte!