Religion gehört in die Schule

 

Herbstseminar der Katholischen Elternschaft Deutschlands unter dem Titel "Religion in Kindergarten und Schule - ein notwendiges oder ein nicht mehr zeitgemäßes Angebot an Kinder in einer immer säkulareren Welt?

 

Bamberg (29.10.2016) KED. „Religion gehört in die Schule“, ist das Fazit, dass die Bundesvorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands (KED), Marie-Theres Kastner, nach dem Herbstseminar der KED in Bamberg zieht. Die KED beschäftigte sich an zwei Tagen mit Fragen rund um den Religionsunterricht, konfessionelle Schulen, Erfahrungen mit Bibel und Koran im Religionsunterricht und der Vereinbarkeit von Bibel und Naturwissenschaften.

„Die Säkularisierung ist ein gutes Stück vorangegangen. Vieles ist verloren gegangen, was vor wenigen Jahren noch selbstverständlich war“, sagte Kastner. Deshalb sei Religionsunterricht enorm wichtig. „Gerade weil es Leute gibt, die auf einmal Angst vor einer 'Islamisierung' haben, ist es wichtig, dass es Wissen über unsere christlice Religion gibt“, sagte Kastner.

Rainer Oberthür, Dozent für Religionspädagogik im Bereich Grundschule am Katechetischen Institut Aachen, hatte bei der Veranstaltung in Bamberg darüber gesprochen, wie es gelingen kann, mit Kindern gemeinsam Fragen nach Sinn, Religion und Glauben zu stellen und Antworten zu finden. Oberthür bezeichnet Religionsunterricht als „Platz des Lebens“. Der Religionsunterricht sei der Ort der großen Fragen und Suche nach Antworten und der Ort der Begegnung mit der Bibel. Zudem könnten Kinder hier den sensiblen Umgang mit symbolischer Sprache erlernen. Religionsunterricht sei auch ein Ort der Gottesbegegung oder Gottesahnung. Kinder beschäftigten sich hier mit grundsätzlichen Fragen des Menschseins.

Pater Klaus Mertes referierte über „Schule und religiöse Praxis“. Der Schulleiter des Kollegs St. Blasien und Geistliche Beirat der KED wies darauf hin, dass Religionsunterricht ein Phänomen der Moderne sei. Erst seit etwa 150 Jahren gebe es Religionsunterricht. Vorher sei Religionsausübung gesellschaftliche Praxis gewesen. Mertes sagte, es sei wichtig, primären und sekundären Diskurs zu trennen: Spreche ich über Gott oder spreche ich zu Gott.

Religionsunterricht müsse Diskursfähigkeit herstellen. Dabei solle die Vernunftdimension in Beziehung zum Glaubensakt gesetzt werden. Etwas anderes sei das „beten zu“.Hier stelle sich die Frage, welche Rolle Gebet in der Schule spielen könne, sagte Mertes. Er verfolge den Ansatz, grundsätzliche Dinge zu vermitteln. Stille, Körperhaltung und Gesang seien dabei wesentliche Grundfertigkeiten, die Schüler erst einüben müssten. Dabei seien Rituale ganz wesentlich.

Die Kindergärtnerin Christina Czarnecki berichtete über ihre Praxis der Glaubensvermittlung in einer Leipziger Pfarrgemeinde. 26 Kinder kommen hier regelmäßig an zwei Tagen zu einer „Frohen Herrgottstunde“ zusammen. Der Name dieses ganztägigen religionspädagogischen Betreuungsangebotes bezeichnet traditionell die katechetischen Angebote für Vorschulkinder im Bereich der ehemaligen DDR.

Pater Klaus Mertes trug in einem weiteren Vortrag am Samstag seine Erfahrungen aus dem Religionsunterricht zum Thema „Bibel und Koran im Vergleich“ vor. Dabei gehe es auch darum zu erkennen, warum es Unterschiede gebe. So hielten Muslime an der Jungfräulichkeit Mariens fest, hielten ihn zugleich aber nicht für den Sohn Gottes. Auch verneine der Koran die Kreuzigung Jesu und wolle damit die Bibel korrigieren. Über den Vergleich gelinge es, in theologisches Denken einzuführen. Die vergleichende Betrachtung mache zudem deutlich, dass jede Religion einen Wahrheitsanspruch habe.

Zum Abschluss des Seminars berichtete Rainer Oberthür, wie „wir glaubwürdig vom Anfang erzählen“ können. Er schilderte ausführlich, wie Naturwissenschaften und Bibel miteinander vereinbart werden könnten. Anhand eines Buches zeigte Oberthür, wie Eltern und Erzieher kindgerecht vermitteln könnten, dass der Glaube an die Erschaffung der Welt und die naturwissenschaftliche Urknall- und Evolutionstheorie kein Widerspruch seien.