Katholische Elternschaft führt deutschlandweite Umfrage zum „Lernen zuhause in der Corona-Krise“ durch – KED befragt Schüler, Lehrer und Eltern

 

Bonn (ked). Die Corona-Pandemie wirkt wie ein Brennglas, sie legt schonungslos die Schwächen des deutschen Bildungssystems offen. Diese Behauptung kann man mit Fug und Recht aufstellen, wenn man die Ergebnisse einer großangelegten Online-Studie betrachtet. Die Katholische Elternschaft Deutschlands (KED) hat vor den Sommerferien eine Befragung von Eltern, Schülern und Lehrern zum Thema „Lernen von Zuhause“ an den katholischen Schulen in Deutschland durchgeführt.

 

Die Bundesvorsitzende der KED, Marie-Theres Kastner, sagte am Montag: „Die sehr hohe Resonanz von fast 10.000 Teilnehmern an der Umfrage zeigt, dass die KED hier einen Nerv getroffen hat.“

 

Ziehe man Bilanz, so seien drei Punkte festzuhalten, leitete Marie-Theres Kastner die Auswertung ein. „Zum ersten erschreckt die Tatsache, dass gut 40 % aller Kinder enorme Schwierigkeiten mit der Situation des Lernens hatten. Das heißt ganz klar, dass nicht alle Schüler gleiche oder ähnliche Chancen für ihren Lernfortschritt hatten. Corona war insofern kein Gewinn beim Thema ‚Chancengerechtigkeit‘. Daraus ergibt sich für uns als KED ganz dringend die Forderung nach Maßnahmen für die Schülerinnen und Schüler, die durch das Lernen von Zuhause Schwierigkeiten bekommen haben. Diese Maßnahmen dürfen sich auch nicht nur auf das Verteilen von technischen Geräten beschränken. Hier müssen pädagogische und wissenssteigernde Maßnahmen angesetzt werden,“ so die Bundesvorsitzende und sie verwies dabei auf einige Länder, die hier schon begonnen hätten.

Zum zweiten habe die Umfrage sehr deutlich gemacht, dass Schule ohne Präsenz von Lehrern und Kindern weniger Sinn macht. Der Kontakt zwischen Lehrern und Schülern sei von allen gewünscht und für den Lernfortschritt unabdingbar. Bildung sei einfach nur durch Bindung erfolgreich. Erklärungen von Lernstoff, Möglichkeiten einer Nachfrage, der Austausch unter den Schülern, das soziale Miteinander auch über Schulveranstaltungen helfen. Deshalb sei der Wunsch nach Präsenzunterricht durchgängig an erster Stelle gewesen, bei allen die an der Umfrage beteiligt waren. Wenn es aber wieder zu Schulschließungen kommen sollte – und das schließen die gegenwärtigen Zahlen nicht unbedingt aus - , so sei die Forderung nach Videokonferenzen die am meisten geäußerte. Das gäbe allen Beteiligten noch am meisten das Gefühl von Nähe und Erreichbarkeit.

 

Die dritte wesentliche Forderung, die sich für die KED aus der Umfrage ergibt, betrifft die technische Ausstattung der Schulen, der Schüler und Lehrer. Hier müsse es große Anstrengungen geben. Dabei geht es aber nicht nur um Geräte, es geht um verpflichtende Schulungen für die Lehrerinnen und Lehrer. Es geht darum, dass Konzepte für digitalen Unterricht auch beispielhaft erarbeitet und zur Verfügung gestellt werden. Es geht um einheitliche datenschutzrechtlich abgesicherte Plattformen. Es geht auch darum, dass die Schulen eine IT-Begleitung bekommen. Lehrer sollen unterrichten und nicht Computer einrichten und/oder deren Störungen beseitigen.

"Diese Krise ist noch nicht vorbei. Deshalb brauchen wir noch viel Geduld, viel Kreativität und viel Wohlwollen im Umgang miteinander“, so die Bundesvorsitzende Kastner. Die Umfrage hat gerade in den Rubriken Lob und Kritik sowie Wünsche sehr deutlich gemacht, dass es noch viel zu tun gibt. Politik und Schulträger sind gefragt, damit die Krise nicht zu verlorenen Jahren für unsere Kinder führt.“

 

An der Befragung haben über 6.000 Eltern, fast 2.600 Schüler und an die 600 Lehrer teilgenommen haben. Gegenstand der Untersuchung waren die Folgen der coronabedingten Schulschließungen für das Lernen; dabei ging es sowohl um Erfahrungen als auch um Bewertungen. Die Antworten wurden anonymisiert.

Der für jede der drei Gruppen gesondert formulierte Fragebogen bestand aus drei Abschnitten:

1. Fragen nach soziodemographischen Informationen (z.B. Geschlecht, Schultyp, Bundesland);

2. Fragen zur Unterrichtssituation, Hausaufgaben und zu Kontakten mit den Schulen mit vorgegebenen Antwortmöglichkeiten;

3. Möglichkeiten, Lob, Kritik und auch Wünsche frei zu äußern.

 

Die Befragten wurden über die Verteiler der KED-Diözesanverbände angesprochen. Darunter waren sowohl individuelle und institutionelle Mitglieder der Diözesanverbände als auch Elternvertretungen, Schülervertretungen und Lehrerkollegien aller Schulformen. Es handelt sich somit nicht um eine repräsentative Stichprobe. Dennoch sind die Befunde der Umfrage – allein schon wegen der hohen Teilnehmerzahl - aussagekräftig; sie stimmen in vielen Punkten mit den Ergebnissen anderer Studien durchaus überein.

 

03.11.2020