Rückblick auf den Bundeskongress 2017 in Mainz

Der Bundeskongress 2017 in Mainz stand unter dem Leitthema „Schulischer Bildungsauftrag – ein Hürdenlauf?! Wie Schule und Elternhaus den ‚Parcours‘ abstecken können“, einem der KED in ihrem Grundverständnis besonders nahestehenden Themenbereich. Als Referenten waren geladen: Wolfgang Endres, Pädagoge und Autor aus St. Blasien, Joachim Jung-Sion, Leiter des Instituts für Lehrerfort- und Weiterbildung in Mainz und Dr. Andrea Litzenburger, Schulleiterin der Maria-Ward-Schule in Mainz sowie als Moderatorin Inge Michels, Journalistin und Autorin aus Bonn.

Zum Auftakt des Kongresses war dankenswerterweise Staatssekretär Hans Beckmann vom Landesministerium für Bildung zu Gast. In seinen Ausführungen hob er u.a. auch die Bedeutung des Elternwillens bei der Schulwahl hervor, insbesondere im Bereich der Förderschulen. Auch besteht neben der verkürzten Gymnasialzeit auf acht Jahren auch weiterhin die Möglichkeit für neun Jahre Schuldauer. Der sehr offen gestaltete Gedankenaustausch war ein guter Einstieg in unser Themenfeld.

Dieses wurde am Samstag, nach den Grußworten vom Sozialdezernenten der Stadt Mainz, Kurt Merkator, der Ordinariatsdirektorin, Dr. Gertrud Pollack, und der Vorsitzenden des Landesverbandes Hessen der KED, Gabriele Abel, durch unsere Referenten vertieft.

Wolfgang Endres, der sich für die Gestaltung und Ausrichtung des Schullebens an der Resonanzpädagogik orientiert, geht es in besonderer Weise darum, Kindsein und Bildung in Einklang zu bringen, eine Balance zwischen Empathie und Führung auszuloten. Anhand von Zitaten wies er auf die Bedeutsamkeit hin, dass zu Lernendes auch eine Verankerung beim Schüler bewirken müsse. „Alles Lernen ist nicht einen Heller wert, wenn Mut und Freude dabei verloren gehen“, so ein Ausspruch Pestalozzis. Es ist wichtig, gute Motivationsbedingungen zu schaffen. Daher ist das gesamte Umfeld für eine gelingende Schulzeit von Bedeutung.

zum Vortrag von Herrn Wolfgang Endres


Der Referent Joachim Jung-Sion ging in seinen Ausführungen (u.a.) auf die JAKO-O-Studie sowie die Vodafone-Studie ein. Diese Studien befassen sich mit den Erwartungen von Eltern an Schule. Die Eltern sind kritischer, aber auch interessierter am Schulleben ihrer Kinder geworden.

zum Vortrag von Herrn Joachim Jung-Sion

Eine Expertengruppe der Vodafone-Stiftung hat Qualitätsmerkmale beschrieben, die sich als Orientierungsinstrument im Schulalltag eignen. Zu diesen vier Qualitätsmerkmalen gehören:

1. „Willkommens- und Begegnungskultur“ (Leitsatz: Die Gemeinschaft stärken - Alle Eltern fühlen sich als Teil der Schulgemeinschaft wohl und wertgeschätzt.)
2.) "Vielfältige und respektvolle Kommunikation" (Leitsatz: Die Eltern und Lehrkräfte informieren einander regelmäßig und auch anlassunabhängig über alles, was für die Bildung und Erziehung der Kinder von Bedeutung ist.)
3.) "Erziehungs- und Bildungskooperation" (Leitsatz: Die Eltern, Lehrkräfte und Schüler arbeiten gemeinsam am Erziehungs- und Bildungserfolg und stimmen sich über Lernziele und –inhalte ab. Die individuelle Mitbestimmung von Eltern und Schülern ist gewährleistet.)
4.) "Partizipation der Eltern" (Leitidee: Die kollektive Mitbestimmung und Mitwirkung der Elternschaft ist gewährleistet. Sie werden, sofern erwünscht und praktikabel, in Entscheidungen über das Schulleben und Unterrichtsgeschehen eingebunden. Die Schüler werden angemessen beteiligt.)

In ihrem Vortrag stellte Frau Dr. Litzenburger zunächst ihre Schule mit ihrer langen Tradition und Geschichte vor sowie den Leitbildern, nach denen die Schule heute ihr Schulleben ausrichtet. Die folgenden Thesen belegte die Referentin mit zahlreichen Beispielen aus dem Alltag.

zum Vortrag von Frau Dr. Litzenburger

1. These: Vertrauen (Basis zwischen Eltern und Schule)
2. These: Transparenz und Kommunikation
3. These: Probleme gehören auf den Tisch und nicht in die Schublade!
4. These: Eltern sollen an allen wichtigen schulischen Entwicklungen beteiligt werden!
5. These: Eltern tragen Erziehungsverantwortung – Schule soll diese ernst nehmen, aber nicht abnehmen! oder: Es geht nur gemeinsam!
6. These: Katholische Schule muss auch gegenüber Eltern die Frage nach
        Gott wachhalten!
7. These: Der Prozess des Erwachsenwerdens kann für Kinder, Eltern, Lehrer zum Hürdenlauf werden. (Beratungsangebote helfen!)
8. These: Nur mit den Eltern werden Feste richtig schön!
9. These: Eltern haben viele Fähigkeiten, die die Schule zum Wohl der Kinder bereichern.
10. These: Gesellschaftlicher Wandel fordert Eltern und damit Schule heraus (Plädoyer für mehr Ganztagsklassen …)

Am Nachmittag wurden die Vorträge in den Workshops aufgegriffen und in einer zentralen Schlussrunde auf das Wesentliche zusammengefasst.

Nach dieser thematisch-inhaltlich ausgefüllten Zeit begann dann ein kulturelles Rahmenprogramm. Ein geführter Gang zur Stephanskirche – u.a. war auf dem Weg dorthin ein Betreten der imposanten Innenhofanlage der Maria-Ward-Schule möglich – gewährte uns einen Einblick in die Mainzer Stadtgeschichte. Die Chagall-Fenster wurden uns dann sowohl von ihrer Entstehungsgeschichte als auch von ihrer inhaltlichen Aussage nahegebracht. Ein Orgelkonzert durch Herrn Ottersbach war eine wunderbare Einstimmung auf den sich anschließenden Gottesdienst mit Herrn Diözesanadministrator Dietmar Giebelmann. Am Abend wurden wir seitens des Mainzer Bistums zu einem Abendessen im Ketteler-Saal geladen. Hier begleitete uns das Bläserensemble des Williges-Gymnasiums mit klassischen und beschwingten Stücken durch den Abend. Im Laufe des Abends wurde auch der Preis „Pro Cura Parentum 2017“ verliehen und zwar an die Eltern des Antoniuskollegs Neunkirchen-Seelscheid. Stellvertretend nahmen die Elternratsmitglieder Gabriela Schäfer und Tobias Trautmann den Preis in Empfang. In einer ausführlichen Präsentation mit eingehender Kommentierung stellten sie ihr beeindruckendes elterliches Engagement an der Schule vor.
(Näheres dazu auf der Homepage der Schule unter http://content.antoniuskolleg.de/cms/eltern/index.php)

Frau Dr. Pollack begleitete uns während der gesamten Kongresstage. Ihre herzlichen, unterstützenden Worte bei diesem gemeinsamen Abendessen sowie das Austeilen von Briefkarten (mit Mainzer Marktplatzmotiv) waren eine weitere Geste, die Atmosphäre in Mainz zu einer ganz besonderen werden zu lassen. Auch an dieser Stelle ein besonders herzlicher Dank für Frau Dr. Pollacks Engagement!

Der Sonntagvormittag war durch den Besuch von Frau Barbara Mathea, Abteilungsleiterin im Landesministerium für Bildung, und die Mitgliedersammlung ausgefüllt. Die Mainzer Tage haben die KED in der Ausrichtung ihrer Arbeit bestätigt. Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen uns zugleich, dass Treffen dieser Art sowohl für den KED-Bundesverband als auch für die Diözesan- und Landesverbände bedeutsam und verbindend sind und der Verbandsarbeit neue Impulse und Motivation verleihen.


Monika Korthaus-Lindner